Flughelferübung mit Hubschraubereinsatz

Viele ältere Nilkheimer fühlten sich am Samstag vermutlich in längst vergangene Zeiten zurückversetzt. Jahre nachdem das frühere US-Airfield am Mainufer verwaist ist herrschte dort wieder reger Flugbetrieb. Mit zwei Polizeihubschraubern trainierten Spezialkräfte verschiedener Feuerwehren den Waldbrandeinsatz aus der Luft.

Aschaffenburg sei einer von 18 Standorten in Bayern, an denen so genannte Außenlastbehälter vorgehalten werden und Feuerwehrleute als Flughelfer für den Spezialeinsatz ausgebildet sind, erklärt der Leiter der Sondereinheit Günther Spatz.

Große Wald- und Flächenbrände in den vergangenen Jahren hätten gezeigt, dass eine effektive Brandbekämpfung nur mit Luftunterstützung möglich ist, erklärte der Referent für Brand- und Katastrophenschutz Bürgermeister Jürgen Herzing. Insbesondere im Spessart gebe es viele Waldstücke, auch auf Aschaffenburger Gemarkung, welche mit Fahrzeugen nicht oder nur schwer zugänglich wären.

Sowohl für das Bodenpersonal, wie auch die Hubschrauberbesatzungen der Polizei, sei der Waldbrandeinsatz, beispielsweise das Abwerfen von Löschwasser über dem Zielgebiet, sowie der Transport von Material und Gerät immer wieder ein nicht alltägliche Herausforderung, betonte Flughelfer-Leiter Spatz und Bürgermeister Herzing ergänzte, dass das Zusammenspiel nur durch praxisnahes Training funktionieren könne.

So war auch die Übungslage am Wochenende mit verschiedenen Übungsorten rund um Aschaffenburg für die rund 100 Einsatzkräfte, darunter über zwei Dutzend Flughelfer aus Aschaffenburg, Bischofsheim und von der staatlichen Feuerwehrschule Würzburg, recht anspruchsvoll.

Zentraler Ausgangspunkt war dabei das frühere Flugfeld der Amerikaner. Mit viel Lärm und aufgewirbeltem Staub starteten die beiden Hubschrauber vom Typ EC 135 der Polizei-Hubschrauberstaffeln aus dem bayerischen Roth und dem hessischen Egelsbach hier mehrfach oder nahmen ihre Lasten an den speziell dafür vorgesehenen Haken. Mit bis zu 900 Litern wurden die speziellen Außenlastbehälter am Airfield per Pumpe mit Wasser aus dem Main gefüllt, bevor die Maschinen über das Waldgebiet losschwebten. Besonderes Fingerspitzengefühl der Piloten war auch beim Anhängen der Spezialboxen und Lastnetze gefragt. Während die Maschinen nur knapp über dem Boden schwebten mussten dabei die Flughelfer die Faltbehälter oder Pumpen unter den Hubschraubern befestigen, bevor diese zu den jeweiligen Einsatzorten starten konnten.

Auch die Einsatzleitung hatte am Flugfeld ihre Position bezogen. Von hier aus wurden alle Maßnahmen koordiniert und der Funkverkehr abgewickelt. Dabei arbeiteten die Koordinatoren der Flughelfer eng mit der Feuerwehreinsatzleitung und dem Flugleiter der Polizei zusammen.

Eine der drei ausgelagerten Übungsstellen war ein großes Wiesengrundstück nahe des Sodender Sportplatzes. Hier setzten die Hubschrauber sechs Flughelfer, samt Ausrüstung, per Winde ab. Diese errichteten mittels Faltbehältern eine Wasserübergabestation, welche durch die Hubschrauber später mit Löschwasser befüllt wurden.

Spektakulär stellte sich auch die Befüllung der Löschwasseraußenlastbehälter in einer Obernauer Kiesgrube dar. Langsam tauchten die Hubschrauber die Behälter in den See ein. Der Operator im Hubschrauber öffnete danach die Ventile um sie mit Wasser zu befüllen. Anschließend schwebten die Maschinen in Richtung Schweinheimer Wald davon.

Im Waldstück zwischen Schweinheim und Obernau hatte die Freiwillige Feuerwehr Niederrad einen Waldbrand mit starker Rauchentwicklung simuliert. Auch hier war wieder das Geschick von Pilot und Operator gefragt, um das Zielgebiet anzusteuern und das Löschmittel zielgenau an der angenommenen Brandstelle abzuwerfen.

Das Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine habe funktioniert, so das von Günther Spatz am Nachmittag. Auch wenn dieses Jahr keine großen Wald- und Flächenbrände mehr zu erwarten sind, sei man für die nächste Waldbrandsaison gut gerüstet.

 

 

Info: Flughelfer der Feuerwehr

 

Die Flughelfergruppe der Aschaffenburger Feuerwehr wurde 1980 gegründet und besteht derzeit aus knapp 20 speziell geschulten Einsatzkräften, welche auf Anforderung bundesweit zum Einsatz kommen.

Flughelfer sind dafür verantwortlich, dass Personen- und Lastentransporte mit Hubschraubern sicher abgewickelt werden können. Sie kommen insbesondere dann zum Einsatz, wenn sich die Start- und Landeflächen oder Lastaufnahmestellen in unwegsamem Gelände abseits eines Flugplatzes.

Sie stehen direkt auf dem Landeplatz oder auf den Kufen eines Hubschraubers und weisen Hubschrauberpiloten ein oder befestigen Außenlasten am Transporthaken. Die Kommunikation wird durch Funkkontakt mit den Piloten und der Flughelfer-Unterstützungsgruppe abgewickelt.

Als Flughelfer kommen nur Feuerwehrleute in Frage die Höhentauglich und Schwindelfrei sind.

In der fliegerischen Einsatzleitung arbeiten die Flughelfer unmittelbar mit der Feuerwehr-Einsatzleitung zusammen. Sie koordinieren unter anderem das Einfliegen von Personal in den Einsatzraum, den Transport von Lasten sowie den Löschwassertransport.

Im Bereitstellungsraum und der Landezone haben sie Aufgabe die Hubschrauber bei Start und Landung entsprechend einzuweisen. Des Weiteren werden von ihnen die Lasten für die Transportflüge zusammengestellt und die Löschwasserbehälter befüllt.

Im Einsatzraum selbst weisen Flughelfer die Piloten für den punktgenauen Abwurf per Funk ein.

(Fotos: Ralf und Dominik Hettler)