Knapp 60 Prozent der Bevölkerung kennt die richtige Notrufnummer bei medizinischen Notfällen
Notruf 112 für Feuerwehr und Rettungsdienst europaweit gebührenfrei
Bayerischer Untermain.
Nur knapp 60 Prozent der Bevölkerung kennt die richtige Notrufnummer bei medizinischen Notfällen. Seit 1. Juni fällt die vorwahl- und gebührenfreie Rufnummer für den Rettungsdienst, die bisherige 19222 weg und für Feuerwehr und Rettungsdienst gilt nur noch die europaweite Notrufnummer 112. Am Samstag waren die Vertreter von Feuerwehr, Rotem Kreuz, Malteser Hilfsdienst und Technischem Hilfswerk in der Region unterwegs und befragten die Bürger in Sachen Notruf.
„Damit unsere Hilfsorganisationen, welche zum großen Teil ehrenamtlich arbeiten, schnelle Hilfe leisten können ist der Notruf mit entscheidend“ sagt Aschaffenburgs Bürgermeister Jürgen Herzing. Nur wenn die Alarmierungskette, welche mit dem Notruf beginnt, reibungslos und zügig abläuft könnten die Helfer von Feuerwehr, Rettungsdienst oder Technischem Hilfswerk größeren Schaden verhindern oder gar Leben retten. Als Organisator der Umfragaktion spricht Herzing, der bei der Stadt Aschaffenburg als Referent auch für den Brand- und Katastrophenschutz zuständig ist, aus eigener Erfahrung. Als langjähriger Berufsfeuerwehrmann in Frankfurt, Disponent in der Rettungsleitstelle und Einsatzleiter hat er schon so manches erlebt.
Wenn er ein seiner Feuerwehrlaufbahn mit der Aussage konfrontiert worden sei, dass die Feuerwehr oder der Rettungsdienst lange gebraucht habe, ließ er es nie auf sich beruhen, sondern recherchierte nach. Dabei seien in der Regel die Hilfsfristen von zehn Minuten, welche zwischen Notruf und Eintreffen der ersten Kräfte liegt, eingehalten worden. Vielmehr sei dann die Frage aufgetaucht, wie schnell und qualifiziert der Notruf abgesetzt wurde. Wenn beispielsweise zuerst eigene Löschversuche oder Reanimationsmaßnahmen unternommen wurden ohne parallel die Rettungskräfte zu alarmieren, könne die Rettungskette nicht anlaufen. Optimal sei es, wenn die Maßnahmen sofort gleichzeitig gestartet werden.
Erschreckend sei für ihn ein Bericht der Süddeutschen Zeitung gewesen, wonach eine Eurobarometer-Umfrage der EU-Kommission aus dem Jahr 2013 zu dem Ergebnis kam, dass nur 17 Prozent der Deutschen den Notruf 112 für Feuerwehr und Rettungsdienst kennen.
„Die geringe Bekanntheit der Notrufnummer war für mich kaum vorstellbar“, so Bürgermeister Herzing. Aus diesem Grund habe er sich mit den Vertretern der Rettungs- und Hilfsorganisationen am bayerischen Untermain zusammengesetzt und die Umfrageaktion ins Leben gerufen. „Wir wollten einfach wissen, inwieweit die Menschen in der Region die richtigen Notrufnummern kennen“.
Nun liegen die Ergebnisse vor. Von insgesamt 2.845 befragten Menschen nannten 86 Prozent sofort die richtige Rufnummer für die Feuerwehr, jedoch nur 58 Prozent die 112 bei medizinischen Notfällen. In der Stadt Aschaffenburg kannten 82 Prozent den Feuerwehrnotruf, im Landkreis Aschaffenburg waren es 90 Prozent und im Landkreis Miltenberg 87 Prozent. Für den Rettungsdienst würden in der Stadt Aschaffenburg 58 Prozent, im Landkreis Aschaffenburg 62 Prozent und im Landkreis Miltenberg 56 Prozent die 112 wählen.
„Für uns heißt es nun Überlegungen anzustellen, wie wir den Notruf noch besser in der Bevölkerung bekannt machen können“ zieht Bürgermeister Herzing sein Fazit. Die Zahlen in am bayerischen Untermain seien zwar bedeutend besser als die der Eurobarometer-Umfrage, jedoch sollte das Ziel sein die Menschen in der Region noch besser aufzuklären.
In ganz Europa gilt die einheitliche Notrufnummer 112 – Wenn es brennt, bei Unfällen, oder lebensbedrohlichen medizinischen Notfällen. Die 112 ist aus allen Telefonnetzen direkt, ohne Vorwahl und gebührenfrei. Die bisher vorwahl- und gebührenfreie Rufnummer 19222 für den Rettungsdienst fällt im Bereich des bayerischen Untemain seit 01. Juni Notruf weg. Wer diese trotzdem noch anwählt wird durch eine Bandansage auf die 112 verwiesen. Der kassenärztliche Bereitschaftsdienst ist nach wie vor bei nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen unter der Servicenummer 116117 erreichbar.
Die Umfrageergebnisse im Einzelnen:
Befragte
Insgesamt |
Prozent kennen den
Feuerwehrnotruf |
Prozent kennen den
Notruf für den Rettungsdienst |
|
Stadt Aschaffenburg | 699 | 82,26 | 58,25 |
Landkreis Aschaffenburg | 619 | 89,66 | 61,83 |
Landkreis Miltenberg | 1527 | 86,77 | 56,39 |
Gesamt | 2845 | 86,29 | 58,08 |
Im Notfall richtig verhalten: Die fünf „W“
Damit die Mitarbeiter der Integrierten Leitstelle schnell geeignete Einsatzkräfte alarmieren können, müssen Sie als Anrufer wichtige Informationen durchgeben. Dafür gibt es die fünf „W“:
Wo ist das Ereignis?
Geben Sie den Ort des Ereignisses so genau wie möglich an (zum Beispiel Gemeindename oder Stadtteil, Straßenname, Hausnummer, Stockwerk, Besonderheiten wie Hinterhöfe, Straßentyp, Fahrtrichtung, Kilometerangaben an Straßen, Bahnlinien oder Flüssen)!
Wer ruft an?
Nennen Sie Ihren Namen, Ihren Standort und Ihre Telefonnummer für Rückfragen!
Was ist geschehen?
Beschreiben Sie knapp das Ereignis und das, was Sie konkret sehen (was ist geschehen? was ist zu sehen?), beispielsweise Verkehrsunfall, Absturz, Brand, Explosion, Einsturz, eingeklemmte Person!
Wie viele Betroffene?
Schätzen Sie die Zahl der betroffenen Personen, ihre Lage und die Verletzungen! Geben Sie bei Kindern auch das – gegebenenfalls geschätzte – Alter an!
Warten auf Rückfragen!
Legen Sie nicht gleich auf, die Mitarbeiter der Integrierten Leitstelle benötigen von Ihnen vielleicht noch weitere Informationen!
(Quelle: Bayerisches Staatsministerium des Innern)