Im Rahmen der Jahreshauptversammlung zog die Aschaffenburger Feuerwehr mit dem Jahresbericht ihre Bilanz des vergangenen Jahres. Im Jahr 2022 mussten die Einsatzkräfte zu insgesamt 1.630 Einsätzen ausrücken.
Beim Blick in die Jahresstatistik 2022 werde deutlich, dass die Feuerwehr erfreulicherweise zu einem nahezu normalen Dienstbetrieb ohne pandemiebedingte Einschränkungen zurückkehren konnte, so Kommandant und Stadtbrandrat Mark Weigandt, Dies spiegele sich nicht nur in den absolvierten Ausbildungs- und Übungsdiensten, sondern auch in den deutlich gestiegenen Einsatzzahlen wider.
Mit der Indienststellung neuer Fahrzeuge und Geräte sei die Aschaffenburger Feuerwehr weitere Schritte in der Modernisierung des Fuhrparks sowie der Umsetzung des Fahrzeugkonzeptes 2030 gegangen. Darüber hinaus hab man mit der Umsetzung erster struktureller Maßnahmen aus dem Feuerwehrbedarfsplan 2021 begonnen. Durch die Fusion der Löschzüge Gailbach und Schweinheim zum neuen Löschzug Gailbach-Schweinheim wäre eine zukunftsfähige, schlagkräftige Einheit gebildet und gleichzeitig die zugübergreifende Ausbildung und Zusammenarbeit aller Löschzüge forciert worden. Ebenso seien die Grundlagen für die Neuaufstellung der Führungsorganisation erarbeitet.
In Bezug auf die Feuerwehrbedarfsplanung gelte es, die Planungen für die Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses in Leider und den Neubau eines Feuerwehrgerätehauses zwischen Gailbach und Schweinheim weiter zu verfolgen.
Gleichzeitig müsse für das Gelände der Hauptfeuerwache ein „Masterplan“ zur künftigen Entwicklung erarbeitet werden. Ein großes Problem bei allen Neubauten oder Erweiterungen von Gerätehäusern stelle der Umfang der staatlichen Förderung dar. Während in anderen Bereichen des öffentlichen Hoch- und Tiefbaus sehr hohe Fördersätze ausgelobt seien, wäre die Festbetragsförderung bei Feuerwehrgebäuden mit umgerechnet zehn Prozent der Bausumme sehr gering, bedauert der Aschaffenburger Kommandant. In Anbetracht der allgemein stark gestiegenen Baukosten verliere diese Festbetragsförderung zunehmend an Bedeutung. Hier müsse aus Sicht der Feuerwehren eine deutliche Anpassung erfolgen, um den Kommunen entsprechende Bauinvestitionen zu erleichtern.
Der Aschaffenburger Feuerwehr würde aus der Bevölkerung regelmäßig großes Vertrauen und Respekt für ihre Arbeit entgegengebracht. Die Bürgerinnen und Bürger wüssten, dass sie sich auf Ihre Feuerwehr und Integrierte Leitstelle verlassen können. Darüber hinaus erfahre die Feuerwehr auch von den politischen Mandatsträgern sowie aus der Stadtverwaltung eine breite Unterstützung. „Das ist richtig und wichtig“ so Weigandt.
Der Aschaffenburger Stadtrat habe im Juni 2022 nochmals ein deutliches Zeichen der Wertschätzung gesetzt, indem er einstimmig die Einführung einer „Feuerwehr-Rente“ für die ehrenamtlichen Feuerwehrdienstleistenden beschlossen hat. Mit diesem innovativen Modell einer leistungsabhängigen Mitgliederförderung nehme Aschaffenburg bayernweit eine Vorreiterrolle ein, die hoffentlich zahlreiche Nachahmer finde.
Oberbürgermeister Jürgen Herzing betonte in seinem Grußwort, dass auch im dritten Krisenjahr die Freiwillige Feuerwehr, die hauptamtlichen Kräfte und das Personal der integrierten Leitstelle unschätzbare Leistungen erbracht hätten.
Besonders hart habe die Feuerwehr und die Mitglieder der Führungsgruppe Katastrophenschutz der Überfall auf die Ukraine am 24. Februar und die daraus resultierende Flüchtlingswelle getroffen. Bis zum 11. Mai seien zwei Katastrophenfälle parallel gelaufen und wie schon im Jahr 2015 musste schnellstmöglich die Erbighalle hergerichtet und die Obernauer Mehrzweckhalle bereitgehalten werden. Hier dankte der OB allen Beteiligten, welche ihre Zeit und Kraft geopfert hätten.
Unter anderem blickte Oberbürgermeister Herzing auf den Brand im Kompostwerk der GBAB Ende März zurück. Rund 150 Kräfte der Feuerwehren aus der Region sowie vom Rettungsdienst und dem Aschaffenburger Ortsverband des Technischen Hilfswerks seien hier gefordert gewesen, Schlimmeres zu verhindern.
Mit der Feuerwehrrente habe die Stadt Aschaffenburg überregional für Aufmerksamkeit gesorgt. Die Stadt honoriert damit das langjährige, ehrenamtliche Engagement der Kameradinnen und Kameraden.
Auch im vergangenen Jahr habe sich wieder gezeigt, dass die Feuerwehr Aschaffenburg mit den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den freiwilligen Einsatzkräften und dem Personal der Leitstelle auf alle Situationen gut vorbereitet ist und auch schwierige Einsätze meistert.
Mit insgesamt 1.630 Einsätzen stieg die Gesamtzahl der Einsätze im Vergleich zum Vorjahr an, was unter anderem auf die größere Zahl an Sicherheitswache zurückzuführen ist, welche 2021 coronabedingt sehr gering waren. Aber auch die Zahl der weiteren Einsatzarten wäre gestiegen, so Stadtbrandrat Mark Weigandt.
Insgesamt weiße der Jahresbericht im zurückliegenden Jahr neben 426 Brandeinsätzen insgesamt 897 technische Hilfeleistungen, 45 Einsätze mit Gefahrstoffen, 236 Sicherheitswachen und 26 sonstige Tätigkeiten aus.
Dabei wurden über Feuerwehrleitern 36 Menschen gerettet. Weitere 63 Personen konnten durch die Feuerwehr gerettet werden, während für 17 Personen (unter anderem bei First-Responder-Einsätzen) die Hilfe zu spät kam.
In der Integrierten Leitstelle Bayerischer Untermain disponierten und begleiteten die 35 Mitarbeiter insgesamt 62938 Einsätze in den Gebietskörperschaften Stadt und Landkreis Aschaffenburg, sowie Landkreis Miltenberg. Insgesamt 76.516 Notrufe wurden im vergangenen Jahr durch die ILS registriert. Zusätzlich wurden 63.193 Infoeinsätze erfasst, bei denen es beispielsweise zu einer Vermittlung an die KVB oder andere Stellen kam.
Der Schwerpunkt lag hier bei 56.119 Rettungsdienst- und Krankentransporteinsätzen, gefolgt von 3.393 Hilfeleistungseinsätzen, 1483 Bränden und 108 Einsätzen zur Bekämpfung von ABC-Gefahren. Weiterhin schlagen 1.825 First-Responder oder Helfer-vor-Ort-Alarmierungen und zehn Katastropheneinsätze zu Buche.
Daten – Zahlen – Fakten
Über 630 Mitglieder zählt nach der Jahresstatistik der Aschaffenburger Feuerwehrverein. 323 Frauen und Männer leisten davon ehrenamtlichen Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr, sowie 87 hauptamtliche Kräfte und Mitarbeiter in der Ständigen Wache und der Integrierten Leitstelle Bayerischer Untermain.
In der Ständigen Wache und den Löschzügen der freiwilligen Feuerwehr sind 184 Wehrleute als Atemschutzgeräteträger ausgebildet.
Unter anderem unterhält die Aschaffenburger Feuerwehr mit den Fachgruppen Tauchen, Flughelfer, Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen sowie ABC-Gefahren verschiedene Einheiten für Sondereinsätze.
Die Zahl der Gesamteinsatzstunden, alleine der ehrenamtlichen Kräfte, summiert sich auf 10.367 Stunden und auch für die Ausbildungen, Übungen und sonstigen Veranstaltungen der ehrenamtlichen Kräfte wurden knapp 16.000 Stunden geleistet.